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Wertbeständig
Jeder Planer oder Hausverkäufer wird behaupten, dass sein Gebäude wertbeständig sei. Es muss definiert werden, was wir unter Wertbeständigkeit verstehen. Ich plane nur mit dem perlitgefüllten Ziegel, weil das einen Rohbau ergibt, der viele Jahrzehnte, vermutlich Jahrhunderte unbeschadet überdauern wird.
Fassaden mit Außendämmungen oder Gebäude mit Flachdächern können nicht wertbeständig sein, weil sie in jeder Generation saniert werden müssen. Das ist keine Frage der Architektur, sondern der Wirtschaftlichkeit. Wenn Bauherren dennoch diese Bauweise wünschen, obwohl sie um die hohen Sanierungskosten wissen (und auch, dass Fassadendämmungen bei Neubauten keinen Euro Heizkosten sparen), kann man das machen. Aber es ist eine arglistige Täuschung, Bauherren mit dem Hinweis auf eine tolle Architektur zu einer Bauweise zu überreden, deren wirtschaftliche Tragweite sie gar nicht abschätzen können.
Ich verwende den Ziegel nicht aus Gründen der Nostalgie. Dieser Auswahl ging eine Analyse der gängigen Bauweisen voraus und aus meiner Sicht schneidet hier der Ziegel am besten ab. Aber es gibt Unterschiede beim Ziegel. Heutige Ziegel haben sehr viele Hohlkammern, doch diese sollten gefüllt sein, andernfalls werden Außenwände zu Resonanzkörpern mit der Folge eines unbefriedigenden Schallschutzes im Haus.
Die Firma Schlagmann hat vor etwa 10 Jahren den perlitgefüllten Ziegel auf den Markt gebracht, der das Gewicht des Ziegels (Masse sorgt für ein angenehmes Raumklima) mit guten Dämmwerten verbindet. Da sich Schlagmann diese Perlitfüllung patentieren ließ, bieten Mitbewerber Ziegel an mit Mineralwollefüllung. Wie zu jedem Thema gibt es auch hier widersprüchliche Meinungen. Zu lesen ist hin und wieder, die Perlitfüllung würde beim Schneiden der Ziegel herausfallen. Einige Perlitkügelchen fallen tatsächlich heraus, wie auch beim Brotschneiden Krümel entstehen. Doch das ist unerheblich und betrifft immer nur einige Kammern. Siehe Foto unten.
Ich dränge Bauherren nichts auf, auch nicht den Ziegel. Aber alle, die mit mir planen, wollen den Ziegel aus eigenen Stücken. Eine der wenigen No-go-Kriterien sind für mich Fassadendämmplatten. Diese Bauweise halte ich für derart schlecht und unverantwortlich, dass ich dafür keinen Planungsauftrag übernehmen würde.
Die Wertbeständigkeit geht aber über den Rohbau hinaus und betrifft auch die Raumheizung. Parallel zur Fußbodenheizung empfehle ich Bauherren eine Wandheizung. Ich weiß, auch hierzu gibt es widersprüchliche Ansichten, die aber nach meiner Erfahrung nicht haltbar sind. Es stimmt, durch die Wandheizung (die ich nur auf Außenwänden montiere) verliert eine Wand Wärme nach außen. In der DIN 4108-6 gibt es hierfür eine Formel, um diesen Wärmeverlust auszurechnen. Bei einem 180-m2-Haus beträgt der Wärmeverlust etwa 3 Euro im Jahr! Das ist erstaunlich wenig, lässt sich aber auch begründen.
So ist es mit allen Themen des Dämmens. Dämmen spart Heizkosten, diese Aussage ist richtig. Dreifachglas spart pro Fenster ca. 0,15 € im Jahr, das Dach 2 cm dicker dämmen 4 €/Jahr, Außenwände 10% besser gedämmt 18 €, usw. Wir reden hier über Beträge, die sehr gering sind. Ein Kühlschrank braucht für ca. 60 € Strom im Jahr, warum also nicht über Kühlschränke diskutieren? Nun macht Kleinvieh ja auch Mist und 4 € sind 4 €. Nur kostet beispielsweise die Dreifachverglasung ca. 3.000 € mehr und dieses Geld lässt sich zu Lebzeiten nicht mehr beim Heizen einsparen.
In meinem Büro sind die Fenster 118 Jahre alt, immer noch die Originalfenster. Ich kenne ihren Dämmwert nicht und sicherlich ließen sich Fenster mit besseren Werten einbauen, nur sind das dann Kosten, die sich niemals mehr hereinheizen lassen.
Wertbeständigkeit hat auch mit Wirtschaftlichkeit zu tun, denn heutige Häuser sind sanierungsanfälliger, technisch richtige Sensibelchen. Und all das, um ein paar Euro bei den Heizkosten zu sparen.
Ich plane große wie kleine Häuser gleich gerne. Ein Unterschied ist, dass finanzkräftige Bauherren bei der Auswahl der Ausbaumaterialien anders vorgehen können. Sie suchen Bodenbeläge nicht nach dem Preis, sondern nach ihrer Authentizität. Eigentlich gibt es nur zwei »echte« Materialien für Fußböden: Massivholz und Naturstein.
Gesund zu bauen bedeutet, kunststoffhaltige Materialein zu vermeiden oder zumindest zu reduzieren. Auch wenn sich nun Baufachleute an den Kopf fassen werden: Dampfbrems-Folien richten mehr Schaden an als sie nutzen. Es würde den Rahmen sprengen, das auszuführen.
Wertbeständigkeit bedeutet, dass ein Gebäude auch nach vielen Jahrzehnten noch einen Wert hat, nicht nur wegen des Grundstücks. Alte Villen in guten Lagen steigen im Wert. Ein schönes Haus ist ein Liebhaberobjekt, zuerst für die Bauherrenfamilie und irgendwann einmal für deren Nachfolger. Ein gutes Haus überlebt uns, wir hinterlassen einen Wert. Wer nicht aufpasst, wird vielleicht noch miterleben müssen, wie sein lieblos geplantes Haus irgendwann einmal abgerissen wird, weil es niemand übernehmen will.
Zur Wertbeständigkeit gehört auch, den Aufwand des späteren Sanierens zu minimieren. Ein Haus, das Kinder gerne erben oder das sich – wenn es sich nicht vermeiden lässt – ohne eklatanten Wertverlust verkaufen lässt, wobei hier sicherlich die Lage eine Rolle spielt. Deshalb gehören zur Wertbeständigkeit auch Grundrisse, die eine andere Raumnutzung erlauben. Immer öfter wünschen Bauherren, dass sich die Geschosse optional getrennt nutzen lassen. Vor 20 Jahren wollte das fast niemand, heute sehr viele.
Gebäude überdauern auch Krisen, die uns umgebenden Altbauten haben einige erlebt. Mir macht meine Arbeit auch deshalb noch viel Freude, weil ich einen kleinen Beitrag leisten kann, Wertbeständiges zu schaffen.